Fröhliche Schlammschlacht beim Campfire - Refugees' Kitchen
REFUGEES' KITCHEN

FRöHLICHE SCHLAMMSCHLACHT BEIM CAMPFIRE

15.09.17
Zu einem Festival zu gehen, ist eine feine Sache! Besonders an lauwarmen Spätsommerabenden, wo es sich noch lange bei guter Musik und einem kühlen Getränk draußen sitzen und das Leben genießen lässt. So oder ähnlich romantisch waren auch unsere Vorstellungen, als wir bereits zu Anfang des Jahres die Anfrage von corrective zu einer Teilnahme am „Campfire 2017“ in Dortmund bekamen. Und nicht irgendein Festival sollte es sein, nein. Es handelte sich um Deutschlands erstes Festival für Journalismus und Neue Medien, auf dem Campus-Gelände der technischen Universität Dortmund. Dabei sollte es sich weniger um eine geschlossene Fachtagung unter Journalisten*innen handeln, sondern ein Drei-Tage-Festival für jeden sein, der Freude am Neuen hat.
"Großartige Sache", dachten wir uns, und waren seither in großer Vorfreude auf diese Veranstaltung. Neben einer abwechslungsreichen Speisekarte, stellten wir zusätzlich ein kleines, kulturelles Programm zusammen, bei dem es sich angenehm verweilen lässt. So kamen unter anderem "Wladalamm", eine syrische Hip Hop Band zusammen mit der Singer-Songwriterin Enana aus Berlin, das Transnationale Ensemble Labsa aus Dortmund und es wurde der syrisch-italienische Dokumentarfilm „An der Seite der Braut“ unter Anwesenheit der Hauptdarstellerin Tasneem Fared gezeigt. Dazwischen wurde der Bildschirm nie schwarz und zeigte eine Reihe von Clips von „Migration Matters“ aus Berlin.
Wir standen also in den Startlöchern und waren bereit, für drei aufregende Tage auf dem Campfire. Noch eine Woche im Voraus wurde die Wetterprognose kontrolliert und es sah vielversprechend aus.
Am Dienstag, letzter Woche war es dann soweit. Die Refugees` Kitchen erreichte nach kurzer Fahrt aus Oberhausen ihr Ziel in Dortmund. Festivalleitung und Mitarbeiter*innen empfingen uns mit großer Freude und so war es auf unserer Seite. Dennoch zeigte uns die Erfahrung in jüngster Vergangenheit bereits, dass der Optimismus in Ehren, das Unerwartete aber niemals ganz vergessen werden darf. Kaum hatte sich das Team dessen erinnert, steckte Elli fest. Zwar hatte es nicht unbedingt in Strömen geregnet, aber ein paar Tropfen reichten aus, um die Campus-Wiese bereits ordentlich aufzulockern. Kurzerhand wurde ein, auf dem Gelände stehender Gabelstapler zur Hilfe geholt, um die Elli wieder aus dem Loch zu heben. Bis auf ein paar tiefe Gräben, hinterließ diese Aktion noch keine gravierenden Spuren, aber 3 Tonnen Container mussten nun irgendwie fest auf den Boden positioniert werden und dies stellte das Team schon vor die ersten Herausforderungen. Sämtliche Holzbretter und Europaletten wurden herangeschafft und minutiös angeordnet, bis die Küche ihren stabilen Halt hatte.
Schon der erste Tag des Festivals forderte unsere Boden-Konstruktion heraus, denn nun öffnete der Himmel seine Schleusen und die Erde wurde nass. Unser einst angeschafftes „Sonnensegel“, bekam seine neue Funktion als Regenschutz und jemand aus dem Team die Aufgabe, alle 10 Minuten die darin gesammelte Wassermenge abzulassen.
Nach den ersten Stunden Dauerregen, verschwand auch die trübe Laune und wurde durch einen resignierten Galgenhumor ersetzt. Unser Vorrat an Müllbeuteln wurde zu einem beliebten Souvenir der Gäste und sie werteten sämtliches Schuhwerk ästhetisch doch um einiges auf.
Das kleine Zelt, unweit von der Kitchen entfernt, bot eine gemütliche Atmosphäre, um im Trockenen unser Filmprogramm zu verfolgen und auch die Band zeigte sich flexibel und spielte einen Tag später als angekündigt auf der großen Bühne, bei „tatsächlichem“ Sonnenschein. Auch wenn das Publikum nicht in Massen herbeiströmte, war die Stimmung unter den Anwesenden mehr als positiv. Ein sehr entspanntes und wetterfestes Publikum, ein prall gefülltes Programm, ob auf der Bühne oder dem Zeltlager und eine stets tiefenentspannte Festivalleitung, ließen uns den Regen vergessen und verbreiteten gute Laune. Den gefüllten Gute-Laune-Speicher brauchte es auch für den Tag des Abbaus. An diesem Tag galt es den Container nun aus den Tiefen des Schlamms zu befreien, in den sie sich über drei Tage „schön“ tief festgesetzt hat. Die Wiese hatte sich während des Festivals in einen riesigen Schlamm-Acker verwandelt und stellte die Aufräumarbeiten vor ungeahnte Hindernisse. „Wie gut, dass es den Gabelstapler gibt“, trug uns ein hoffnungsvoller Gedanke. Nicht wissend, dass dieser Gabelstapler bei dem Versuch einen Transporter zu befreien, selbst im Schlamm versunken war. Operation Gabelstapler-Befreiung begann und involvierte einen ganzen Stab an Helfern, die ihren Sonntag nun damit verbrachten durchdrehende Räder zu stoppen und haufenweise Matsch abzutragen. Nach stundenlangen Versuchen, gelang es dann irgendwann die Küche wieder in ihren trockenen Gartendom zurückzubringen und dort wartet sie nun schon auf ihr nächstes Abenteuer.
Wir danken dem gesamten Team von „Campfire“ zunächst für dieses und sind mit größter Freude (und vielleicht einem Paar Gummistiefeln) im nächsten Jahr wieder dabei!

HAPPY MUDSLINGING AT THE CAMPFIRE FESTIVAL

To go to a festival is always a pleasure! Especially on a warm late summer night when good music and a tasty drink let you enjoy your life and stay outside as long as possible. This or something like that stroke our romantic ideals when we first said yes to corrective to participate on a festival named „Campfire 2017“ in Dortmund. And we´re not talking about any festival. We´re talking about Germany´s first festival for journalism and new media, taking place on campus of the university of technology in Dortmund. It was more planned as an open event neither an exclusive coterie where only experts might benefit from.
„What a great thing“ did we think and were since then looking forward for the time to come. In addition to a varied menu it became our goal to create a small cultural program which invites to linger for a while. So it confirmed „Wladalamm“, a syrian Hip Hop Reggae Band from Berlin together with the singer songwriter Enana, the transnational ensemble Labsa from Dortmund and we showed a syrian-italian documentary film called „An der Seite der Braut / io sto con la sposa“ with presence by the main actress Tasneem Fared. But in between the screen won´t turn off. There will be seen short clips from a great organization from Berlin called „Migration Matters“, briaching the issue of migration from different points of view.
So we were waiting in the wings to join three fantastic days at Campfire. Even one week before the festival the weather forecast has been checked and was looking good for the coming days.
On previous tuesday it finally came the day. The Refugees` Kitchen reached after a short trip from Oberhausen its final destination Dortmund. Everyone from the festival-team was cordially receiving us and so it was on our side. But experience of the previous past taught us to stay realistic rather than too optimistic and to always be prepared for the unexpected. As quick as this reminder came back to our consciousness Elli got stuck in the ground. Even when it didn`t rain cats and dogs in the days before were little drops already enough to loosen up the meadow. In a quick second a pallet transporter was found near by and helped to get Elli out of the mud. Except for some bigger gaps this activity didn´t leave more marks than that. But now the challenge began to position a three tons heavy container on more or less stable ground. Many wooden boards and pallets have been found and arranged in detail until the kitchen found its stability.
But already day one challenged our ground-construction when the sky opened up and the rainfall came down on us. Our once organized solar panel turned its purpose immediately into an umbrella and at least one of our team found its new task in releasing it every 10 minutes from the water. After the first hours of continuous rain our bad mood dispersed and turned into gallows humor. A popular souvenir became our storage of garbage bags which upgraded every shoe pretty esthetically.
The little tent close to the venue of the kitchen offered a cosy atmosphere to watch warm and dry our film session. And also Wladalamm were flexible enough to switch their date of performance to the next day on the big stage in actual sunshine. Even the audience didn´t show up in the biggest crowd the band and everyone else were in best mood. A very relaxing audience, a great organized program with some really interesting encounters even on or off the stage and the keep-on-smiling mentality of the festival management let us forget each and every raindrop. This storage of good mood was also much needed when it came to the day of leaving. On that day our task was to get the kitchen out of the mud in which it buried itself deeply now for three long days. The meadow turned within the festival time into a large muddy field and challenged the cleanup big time.
„How grateful we got the pallet transporter“ a thought of hope came to our minds. Without knowing that the pallet transporter itself got stuck in the mud by trying to pull out a delivery van before. Mission „free pallet transporter“ began and involved almost every one on the field to spend their sunday by stopping wheelspin and carry mud away. After hours of trying it finally succeeded to release it and to bring the kitchen back on its way home. Back to its dry and comfortable Gartendom where it waits to experience the next adventure. For this one we would like to thank the whole team of Campfire and we promise to come back with joy (and maybe some rubber boots)!